Da im Zusammenhang mit LHON ein eindeutiges genetisches Vererbungsmuster vorliegt, sollten Personen mit einem Angehörigen in der mütterlichen Erblinie mit einer LHON-Mutation davon ausgehen, dass ein plötzlicher, schmerzloser Verlust der zentralen Sehkraft wahrscheinlich durch LHON verursacht wurde. Allerdings bedeutet das Vorhandensein einer LHON-Mutation nicht, dass der Träger von LHON die zentrale Sehkraft verlieren wird; bei den meisten Personen mit einer LHON-Mutation ist dies nicht der Fall. Lediglich etwa 50 % der Männer mit einer LHON-Mutation verlieren im Lauf ihres Lebens ihre Sehkraft, und lediglich bei 10 % der Frauen tritt dieser Fall ein.
Die häufigste LHON-Mutation ist die Mutation 11778, die die Ursache für etwa 60 % aller LHON-Fälle ist. Die meisten der übrigen LHON-Fälle sind auf die Mutation 14484 oder 3460 zurückzuführen, während etwa 5-10 % eine der verschiedenen sehr seltenen Mutationen zur Ursache haben.
Personen ohne Angehörige mit LHON werden von einem plötzlichen Verlust der zentralen Sehkraft überrascht. Da es sich bei LHON um eine so seltene Erkrankung handelt, wird in der Regel der Verdacht auf andere Ursachen eines plötzlichen Sehkraftverlusts untersucht, getestet und behandelt. Mithilfe eines MRT kann ein Hirntumor ausgeschlossen werden. Da ein Sehkraftverlust in der Regel mit einem Auge beginnt, wird häufig die verführerische Diagnose einer optischen Neuritis gestellt und oft eine 3- oder 5-tägige Steroidbehandlung verordnet. Wenn sich die Sehkraft nicht verbessert und das zweite Auge ebenfalls an Sehkraft verliert, werden möglicherweise weitere Tests wie VER (Visuell erzeugte Reaktion) und eine Lumbalpunktion durchgeführt, um andere mögliche Ursachen eines plötzlichen beidseitigen Sehkraftverlusts auszuschließen.